
Zum Nachlesen / April 2025
Vor zwanzig Jahren wurde das Festival Retz gegründet.
Als politisch bedeutsamer Brückenschlag zu unseren tschechischen Nachbarn. Und als Ausdruck für das Selbstverständnis des Retzer Landes als Kreativregion. – Seit zwei Jahrzehnten lässt sich Sommer für Sommer im Retzer Land genussvoll erleben, was „Europa“ bedeutet: Vielfalt, Gemeinschaft, Mitverantwortung.
Ein Jubiläum lässt sich auf zwei Arten feiern: Zum einen kann man retrospektiv rückwärts blicken und sich für das Erreichte gegenseitig auf die Schultern klopfen, bis der Chiropraktiker kommt. Aber das ist nicht das Wesen des Retzer Landes: Hier wird getan, was ansteht, und hinterher bei einem Glas Wein besprochen, was man in Zukunft noch besser machen kann.
So wollen wir gemeinsam nach vorne schauen und gemeinschaftlich mit Künstlerinnen und Künstlern aus Österreich, der Schweiz, Italien, Spanien, Norwegen, Ungarn, Israel, dem Iran, Weißrussland und der Ukraine zwischen 10. und 27. Juli 2025 das Retzer Land zum Schnittpunkt von Lebenswegen und Gedankengängen machen!
Dafür steht das Eröffnungsevent am 10. Juli, bei dem regionales Kulturleben auf nationale und internationale Kulturszene trifft. Ein Festzug, angeführt von der Retzer Stadtkapelle, stimmt ein auf das prominente Konzertevent mit der international gefeierten Altistin Sara Mingardo. Die gebürtige Venezianerin ist ein Star der Barockmusik und hat mit ihrer unvergleichlichen Stimmkunst eine interpretatorische Dachmarke gesetzt. Zusammen mit dem Ensemble Continuum Wien unter der Leitung von Luca De Marchi erwartet Sie ein Musikerlebnis, wie es für gewöhnlich nur die Big Player der heimischen Festivallandschaft bieten. Im Abschluss an das Konzert im Althof geht es auf den Hauptplatz von Retz. Dort spielt die fulminante österreichische Formation „Die Knödel“ für Sie auf. Das Ensemble feiert heuer sein dreißigjähriges Bestehen. Von Anfang an hat es in unterschiedlichsten Zusammensetzungen die heimische Musikszene gehörig aufgemischt und wartet auch heute mit immer neuen Klangüberraschungen auf: alpin musikantisch, hintersinnig modern, zeitlos witzig.
Mit der Cembalovirtuosin Elisabetta Guglielmin gibt eine Ausnahmekünstlerin der europäischen Musikszene in Retz ihr Österreich-Debüt. Selbst an der Kaderschmiede für Alte Musik, dem renommierten Konservatorium „A. Steffani“ in Castelfranco Veneto ausgebildet, zählt sie heute selbst zur Elite der internationalen Interpretinnen. Ihre Konzerte sind furiose Feuerwerke der Tastenkunst: Bravour und italienischer Esprit. Gemeinsam mit der römischen Ensemble „Aimart“ weiht sie am 12. Juli im Bürgersaal des Rathauses das historische Cembalo ein, über das Retz seit vergangenem Jahr verfügt.
Ein weiterer Star der europäischen Gesangsszene erwartet Sie am 19. Juli im stimmungsvollen Barockambiente von Schloss Schrattenthal. Das heurige Galakonzert ist der Sopranistin Sandra Foschiatto gewidmet. Es ist einfacher aufzuzählen, mit wem diese stimmstarke Künstlerin nicht gemeinsam auf der Bühne oder dem Konzertpodium gestanden hat. Zusammen mit dem Pandolfis Consort Wien präsentiert sie ein Juwel der Musik des 18. Jahrhunderts, das „Stabat Mater“ von Luigi Boccerini. Dieses hochvirtuose und zugleich in seiner menschlichen Tiefe beeindruckende Werk ist für gewöhnlich in der Fassung für drei Sängerinnen zu erleben. Selbst bei „verteilten Rollen“ müssen die Interpretinnen an ihre Grenzen gehen. Sandra Foschiatto stellt Ihnen Boccerinis Opus Magnum in der Urfassung für EINE einzige Singstimme vor. – Da kommt man schon beim Zuhören außer Atem!
Bei aller Internationalität des diesjährigen Programms kommen die heimischen Kulturpotentiale nicht zu kurz: Martin Mairinger, im In- und Ausland sehr gefragter Tenor aus Kleinriedenthal, gibt mit einem Liederabend im Stadtmuseum Retz am 17. Juli sein Solodebüt beim Festival Retz.
Die österreichische Komponistin und Performerin Susanna Ridler eröffnet am 26. Juli RETZitativ, das neue Konzertformat des Festival Retz, das unterschiedlichste künstlerische Ausdrucksformen innovativ miteinander verbindet. Die aus Oberösterreich stammende Künstlerin wurde soeben vom ORF mit dem renommierten Preis für Sound-Design ausgezeichnet. Ihre eigens für Retz geschaffene Arbeit setzt sich – erstmals! – mit dem Schaffen der viel zu früh verstorbenen österreichischen Literatin Helena Adler („Die Infantin trägt den Scheitel links“, „Fretten“) auseinander. Location: der idyllische Sparkassengarten in Retz.
Mit den aberwitzigen „Aniada a Noa“ beim völkerverbindenden Konzert auf der Thayabrücke (13. Juli) und dem hinreißend hintersinnigen Duo „Zoat“ in der Nusswaldkellergasse in Platt (20. Juli) geben sich zwei weitere heimische Spitzenensemble beim Festival Retz gleichsam die Klinke in die Hand.
Über die traditionelle Begegnung am Heiligen Stein, die grenzüberschreitende Orgeltour und weitere Gemeinschaftsveranstaltungen mit unserem Partnerfestival in Znojmo werden wir Sie gesondert informieren.
Lassen Sie uns gemeinsam das Weite suchen. Und die Weite zu finden!
Ihr Team vom Festival Retz