Die aktuelle Kirchenoper befasst sich anhand der biblischen Legende von Salome und der Enthauptung von Johannes dem Täufer mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau in wirtschaftlicher und sozialer Abhängigkeit von ihrem Mann.

Univ.-Prof. Dr. Andrea Griesebner ist Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Wien. Das Forschungsinteresse der feministischen Historikerin gilt den vormodernen Konstruktionsprozessen der Geschlechterordnung und deren Auswirkungen auf den Alltag. Gemeinsam mit einem Team an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern untersuchte sie in den letzten Jahren vor allem Quellen zu Ehekonflikten und den Möglichkeiten, einer unglücklichen Ehe zu entkommen. Anhand von Ehegerichtsakten aus dem heutigen Niederösterreich, die Mitte des 16. Jahrhunderts einsetzen, zeigt sie, dass es über die Jahrhunderte hinweg vor allem Frauen waren, welche die Scheidung der Ehe verlangten. Oft wegen häuslicher Gewalt und Ehebruch.

Die Scheidung hob zwar alle ehelichen Pflichten auf, trennte aber nicht sakramentale Eheband. Geschiedene Katholikinnen/Katholiken durften und dürfen bis heute erst nach dem Tod des geschiedenen Eheteils eine neue kirchliche Ehe eingehen. Geregelt werden musste dennoch, wer aus dem gemeinsamen Wohnort auszog, wer die Wirtschaft bzw. das Gewerbe weiter führte, wer die Obsorge der Kinder übernahm und wie das gemeinsame Vermögen geteilt wurde.

Gemeinsam mit der Komponistin Susanna Ridler, die mit ihrer Uraufführung das neue Konzertformat des Festival Retz „RETZitativ“ am 26.7.2025 eröffnet, gibt die renommierte Historikerin einen amüsanten wie auch faktenbasierten Einblick in die rechtliche Stellung von Frauen und Männern von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.